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… wie Deutschlands Fleischkonsum Ressourcen vernichtet – und was wir ändern könnten
Stell dir vor…
Du gehst in den Supermarkt. Du greifst wie immer zum Fleisch – es liegt schön verpackt in der Kühltheke. Was du nicht siehst: Hinter jedem Kilo steckt ein unsichtbarer Rucksack aus Soja, Wasser, Energie und verlorenen Lebenschancen. Stell dir vor, dein Schnitzel hat dafür gesorgt, dass in Brasilien ein Stück Regenwald gerodet wurde, ein Fluss austrocknet – oder dass irgendwo jemand hungert, weil sein Essen als Futter für ein Tier gebraucht wird, das jetzt auf deinem Teller liegt.
Dieser Text entstand aus genau solchen Gedanken. Einer einfachen Frage beim Mittagessen: „Was wäre, wenn wir einfach die Hälfe essen würden?“
Was dann passiert, zeigen die Zahlen. Und sie sind gewaltig.
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ – Molière
Ausgangspunkt: Unser aktueller Fleischhunger
In Deutschland werden pro Jahr etwa 6,9 Millionen Tonnen Fleisch produziert. Pro Kopf konsumierten deutsche Verbraucher 2022 geschätzt ca. 52 kg Fleisch, insgesamt inklusive Verluste etwa 71 kg pro Kopf/Jahr.
Wusstest du schon?
Der durchschnittliche Erwachsene in Deutschland, der Fleisch isst, verzehrt rund 1.224 Gramm pro Woche* – deutlich mehr als die empfohlene Menge von 300 bis 350 g weißem Fleisch.
Was viele nicht wissen: Schon eine Halbierung des Fleischkonsums auf 600 g pro Woche würde enorme Effekte haben. Und dabei reden wir noch nicht von vegetarischer oder veganer Ernährung – sondern lediglich von einem Schritt in Richtung „gesunder Mittelweg“.
Obwohl der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland bei etwa 1.000 g Fleisch pro Woche liegt, essen erwachsene Fleischesser tatsächlich rund 1.224 g – weil Kleinkinder, Vegetarier und Veganer in der Statistik mitgerechnet sind.
Der deutsche Fleischmix: So setzt er sich zusammen
Unsere Produktion verteilt sich ungefähr wie folgt:
- 60 % Schwein
- 20 % Geflügel
- 15 % Rind
- 5 % Sonstiges (z. B. Fisch, Lamm, Wild)
Das heißt: Von den 6,9 Millionen Tonnen Gesamtproduktion entfallen etwa:
- 4,14 Mio. t Schwein
- 1,38 Mio. t Geflügel
- 1,04 Mio. t Rind
- 0,34 Mio. t Sonstiges
Wichtig:
Diese Zahlen beziehen sich auf das tatsächlich verwertbare Fleisch nach der Schlachtung. Bereits vor der Schlachtung fallen in der Tierproduktion rund 30 % an Verlusten an – etwa durch Krankheiten, Ausfälle in der Aufzucht, nicht verwertbare Tiere oder verendete Bestände. Diese Tiere haben trotzdem Futter, Wasser und Fläche verbraucht, werden aber nicht als Lebensmittel genutzt. Der reale Ressourcenaufwand ist also nochmals höher.
Wie viel Wasser und Soja stecken im Fleisch?
Der sogenannte „virtuelle Wasserverbrauch“ (also inkl. Futtermittelanbau) und Sojaverbrauch unterscheiden sich deutlich je nach Tierart:
Fleischart | Wasserverbrauch (Liter/kg) | Sojaeinsatz (kg/kg Fleisch) |
---|---|---|
Rind | 15.000 | 10 |
Schwein | 5.000 | 5 |
Geflügel | 4.000 | 3 |
Was wäre, wenn wir den Fleischkonsum halbieren?
Wenn wir unseren Fleischverbrauch in Deutschland um 50 % reduzieren, würden 3,45 Millionen Tonnen Fleisch weniger produziert (also 600 g/Woche statt 1.200 g/Woche).
Setzen wir die Reduktion im gleichen Fleischmix-Verhältnis an und berücksichtigen zusätzlich, dass etwa 30 % mehr Tiere aufgezogen werden müssen, um die verwertbare Fleischmenge zu erzielen (wegen Verlusten vor der Schlachtung), ergibt sich ein realer Ressourcenverbrauch für etwa:
- 2,96 Mio. t Schwein (2,07 Mio. t × 1,43)
- 0,99 Mio. t Geflügel (0,69 Mio. t × 1,43)
- 0,74 Mio. t Rind (0,52 Mio. t × 1,43)
Was bedeutet das für Wasser und Soja?
Eingespartes Wasser:
- Schwein: 2,96 Mio. t × 5.000 l = 14,8 Billionen Liter
- Geflügel: 0,99 Mio. t × 4.000 l = 3,96 Billionen Liter
- Rind: 0,74 Mio. t × 15.000 l = 11,1 Billionen Liter
- Gesamt: 29,86 Billionen Liter Wasser
Eingespartes Soja:
- Schwein: 2,96 Mio. t × 5 kg = 14,8 Mio. Tonnen
- Geflügel: 0,99 Mio. t × 3 kg = 2,97 Mio. Tonnen
- Rind: 0,74 Mio. t × 10 kg = 7,4 Mio. Tonnen
- Gesamt: 25,17 Mio. Tonnen Soja
Und wie viele Menschen könnten davon leben?
Wasser:
Mit den eingesparten 29,86 Billionen Litern Wasser ließe sich rechnerisch der komplette Jahresbedarf von über 630 Millionen Menschen decken – also Trinken, Kochen, Waschen und Duschen.
Natürlich ist das meiste davon Regenwasser, doch auch das fehlt dort, wo es für Wälder, Böden oder Menschen gebraucht wird.
Soja:
Rein mathematisch könnte das eingesparte Soja über 134 Millionen Menschen ein Jahr lang ernähren – vorausgesetzt, sie würden täglich rund 500 g Soja essen. In der Realität würde Soja eher ein wertvoller Baustein einer vielseitigen Ernährung sein – und damit sogar noch mehr Menschen erreichen.
Übrigens, 1 kg Soja enthält ca. 4.460 kcal. Bei einem Tagesbedarf von 2.300 kcal pro Person entspricht das einem täglichen Bedarf von 516 g Soja.
Fazit: Weniger ist mehr
Ein bewusster Fleischkonsum – z. B. 600 g pro Woche statt 1.200 g, bevorzugt weißes Fleisch wie Geflügel oder Fisch, wie es die Ernährungsmedizin empfiehlt – könnte:
- Milliarden Liter Wasser sparen
- Millionen Tonnen Soja freisetzen
- die Welternährung und den Regenwald entlasten
Das bedeutet: Jede Entscheidung auf dem Teller ist auch eine globale Entscheidung.
„Der Wandel beginnt nicht mit Verzicht – sondern mit Bewusstsein.“
👉 Teile diesen Artikel, wenn du auch glaubst, dass unsere Ernährung mehr kann als satt machen.
👉 Sprich darüber. Stell Fragen. Geh bewusst einkaufen.
👉 Und: Fang einfach an. Dein Teller hat mehr Wirkung, als du denkst.
💧Realitätscheck: Wasserverbrauch beim Fleisch – was steckt wirklich dahinter?
99 % des Wassers, das in der Fleischproduktion verbraucht wird, stammt aus Regenwasser, das auf Feldern zur Futtermittelproduktion genutzt wird. Dieses sogenannte „grüne Wasser“ fließt also nicht direkt aus dem Wasserhahn, sondern ist Teil des natürlichen Wasserkreislaufs.
🌿 Trotzdem ist es nicht folgenlos:
- Es wird auf landwirtschaftlichen Flächen gebunden, die anderweitig genutzt werden könnten.
- In Regionen mit intensiver Futtermittelproduktion (z. B. Soja in Südamerika) kann es zur Austrocknung von Böden und zur Verdrängung von Ökosystemen führen.
🔄 Das Wasser „verschwindet“ nicht –
aber es wird temporär aus der Natur entnommen und dem globalen Ernährungssystem zugeführt – mit allen sozialen, ökologischen und klimatischen Auswirkungen.
Wasser ist nicht einfach weg – aber es fehlt genau dort, wo es am dringendsten gebraucht wird.
🐔 Was wäre, wenn wir nur noch weißes Fleisch essen würden?
Empfohlen:
Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) und internationalen Gesundheitsorganisationen sollten wir nicht mehr als 300–350 g weißes Fleisch pro Woche essen – also Geflügel oder Fisch.
🔎 Was bedeutet das konkret?
- 85 Mio. Menschen × 300 g/Woche
= ~1,33 Mio. Tonnen weißes Fleisch/Jahr
🐓 Deutschland produziert schon jetzt ca. 1,38 Mio. Tonnen Geflügel jährlich.
➡️ Der Bedarf wäre gedeckt – ohne zusätzlich zu produzieren.
🚫 Schweine- und Rinderschlachtung?
Wäre nicht mehr nötig, wenn wir uns auf weißes Fleisch beschränken.
Milchkühe würden zwar weiterhin gehalten – aber müssten nicht mehr in der Fleischverwertung enden.
🔁 Und was würden wir einsparen, wenn wir auf Rind- und Schweinefleisch komplett verzichten?
- 💧 36,3 Billionen Liter Wasser
- 🌱 31,1 Millionen Tonnen Soja
Das entspricht genug Kalorien, um über 165 Millionen Menschen ein ganzes Jahr lang zu ernähren – allein mit dem Soja, das wir bisher an Tiere verfüttern.

Fleischkonsum ist nicht nur eine Frage der Ernährung – sondern auch der globalen Gerechtigkeit.
🥩 Infobox: Warum weißes Fleisch – und weniger rotes?
Weißes Fleisch wie Geflügel oder Fisch gilt als gesundheitlich deutlich unbedenklicher als rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) – insbesondere, wenn es nicht verarbeitet ist.
🔬 Studien zeigen:
- 🧠 Rotes Fleisch erhöht das Risiko für Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 – vor allem, wenn es stark verarbeitet ist (z. B. Wurstwaren).
- 🐔 Geflügel enthält weniger gesättigte Fettsäuren, verursacht seltener Entzündungsreaktionen und hat ein deutlich geringeres Krebsrisiko.
- 🧂 Wurst & Schinken enthalten Nitritpökelsalz, das im Körper krebserregende Nitrosamine bilden kann – bereits 50 g täglich erhöhen das Risiko signifikant (laut WHO).
👩⚕️ Die Empfehlung vieler Fachgesellschaften lautet deshalb:
👉 Weniger rotes & verarbeitetes Fleisch – bevorzugt weißes Fleisch wie Geflügel oder Fisch
👉 Maximal 300–350 g pro Woche
„Weniger ist mehr – für deinen Körper und für die Welt.“
Transparenzhinweis: Nach einem leckeren Abendbrot mit „Sojahack“ habe ich mich – und ChatGPT gefragt, was wohl wäre, wenn wir nur halb soviel Fleisch essen würden … daraus ist dieser vegetarische Artikel entstanden 🥰
Quelle des Artikelbildes: Image by 🤦♂️爪丨丂ㄒ乇尺 🤷♀️🤷♂️ 卩丨ㄒㄒ丨几Ꮆ乇尺🤦♀️ from Pixabay