Wann ist man ein Mann? Nicht nur für Männer.

Lesezeit ca.: 9 Minuten

Zuletzt aktualisiert vor 3 Jahren von Henryk

Ich las eine Frauenzeitschrift und bin verwirrt: Ich muss mich absolut ändern, doch soll genauso bleiben wie ich bin? Manchmal hab ich das Gefühl, Männer sind Menschen zweiter Klasse und es wäre besser eine Frau zu sein… von der Unsicherheit und Schwierigkeit heute ein richtiger Mann zu sein.

Mann sein heißt Kämpfer sein.
Männer lieben den Kampf
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Gestern war „Männertag“. Am Tag zuvor frug mich mein Sohn ob denn die Frauen auch Urlaub hätten, an Ihrem Feiertag. Upps…
Gute Zeit um über das Mann “SEIN“ nachzudenken. Was macht einen Mann aus, wann ist ein Mann ein Mann (Grönemeyer)? Nicht nur die Frauen mussten befreit werden (und auch da gibt es noch viel Nachholbedarf), sondern es ist an der Zeit, dass auch die Männer befreit werden. Echter, gerechter Feminismus sollte sich auch für die Befreiung des Mannes einsetzten.

Männer und Vorbilder

Was macht es den Männern so schwer? Erwartungen, eigene und fremde. Auf der einen Seite beschweren sich Frauen und Männer, das selbige diesen (überholten) Rollenbildern anhängen, auf der anderen Seite sind die Männer unsicher und orientierungslos weil es noch keine oder zu wenig neue Vorbilder (engl.: rolemodels) gibt. Alte Rollenklischees werden schon bekämpft und doch leider auch immer noch allzu oft bedient oder gelebt (zum Beispiel: junge hübsche Dinger suchen sich einen sozial und finanziell gut gestellten älteren Freund und umgekehrt).

Männer und Schmäääärzän

Schmerz aushalten. Klar könnten Männer das. Helden ohne Schmerzen? Männer möchten liebevoll verbunden und gepflegt werden und Bewunderung, während sie von IHREN „Heldentaten“ berichten. Das ist kein Weicheitum. Dass ist ganz normal männlich. Was ist daran verkehrt? Ich meine Irgendwo gelesen zu haben, dass Männer Anerkennung und Respekt brauchen um zu überleben. Von Ihren Frauen und Ihren Vätern oder deren Vertretern: Chefs, Lehrern, Kumpels… Wenn dass nicht klappt, da versuchen sie es eben so. Männer wollen auch mal schwach, müde, faul und wehleidig sein dürfen… nicht immer irgendwas „müssen“ sollen… wenigstens zu Hause. Warum können dass Frauen meist nich ab? Vielleicht weil sie selber unsicher sind in Rolle als Frau und sich vielleicht auch ein bisschen (aber nur ein bisschen) über ihre Beziehung zu den Männern definieren?

Männer als Konsumenten

Kurze Haare und Bärte kamen mit der Industrialisierung. Gleichschaltung, Einheitlichkeit, Uniformität – damit Männer in den Krieg ziehen und Gasmasken tragen konnten.

Männer und Ihre Kopfbehaarung - eine besondere Liebe
Männer und Ihre Kopfbehaarung – eine besondere Liebe
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Männer die den klassischen Rollenerwartungen folgten, ließen sich natürlich viel besser steuern. Unterstützen das ausgediente Modell des Wachstums und Konsums. Auto, Haus, Frau, Kinder, Flachbildschirm, Handy, All-Incl-Urlaub (Baum pflanzen vergessen). Sie sind durch Werbung, Medien und viel tägliche Routine viel besser zu kontrollieren und auszunutzen. Moderne Sklaverei -deren Symbol? Der Schlips. (Übrigens: die Autoindustrie klagte bei Frau Merkel darüber, das junge Leute keinen neuen Autos mehr kaufen. Der durchschnittliche Neuwagenkäufer sei ca. 63 Jahre ALT – Gott-sei-dank, die ersten werden vernünftig).

Keine Zeit zum Nachdenken, hinein “fühlen“. Wer bin ich und was will ich. Wer sind wir Männer? Was macht uns (aus)? Es gibt die Meinung, dass sich ein Mensch (also auch Männer) zu 1/3 genetisch bedingt, zu 1/3 durch die Umwelt beeinflusst und zu 1/3 individuell entwickelt. Also fast 70 % unseres Seins sind UNABHÄNGIG von außen. Und trotzdem richten wir uns zum größten Teil nach den 30 % die von Außen auf uns projiziert werden. Weil wir unsicher sind, keinen Halt haben.

Männer und Frauen

Wie „soll“ denn der Mann von heute nun sein. Es gibt ja Sprüche: „Frauen sind die neuen Männer“. Also orientieren sich die Männer an den Frauen. Kochen, kaufen ein, machen den Haushalt und nehmen Erziehungszeit. Für mich persönlich gar keine Frage.
Lesen gute Bücher, interessieren sich für Kunst, gehen in Museen, auf Ausstellungen und politische Konzerte, treiben Sport, leben und ernähren sich gesund (vegetarisch und vegan), meditieren, machen Yoga, kümmern sich um die Kinder… auch klasse, echt (kein Sarkasmus!). Am besten man(n) ist noch schwul, dann hat man bessere Chancen, bei Frauen und auf dem Arbeitsmarkt.

Und wenn sie dann so sind, werden sie von Ihren Frauen verlassen (sicher irgendwie auch zu recht, denn die meisten Frauen wollen ja einen „Mann“ und keine männliche Frau – wobei es Studien gibt das knapp 90% der Frauen die fremdgehen, dies tun weil Ihre Männer zu wenig im Haushalt mithelfen). Die nehmen sich dann einen finanziell gut gestellten Macho, der ein Oberklasse-Cabrio fährt, einen großen Schwanz hat und Schlager hört (und bestätigen damit die althergebrachten Rollenbilder die der Feminismus versucht zu bekämpfen).

Der einsame Mann

Warum wohl? Da fehlt doch noch etwas. Ja der Typ John Wayn und Braveheart, der einsame Kämpfer, der Prinz der den Drachen tötet und die Prinzessin rettet, der Luke Skywalker der in der Höhle erst sich selber bekämpft und später seinen Vater (siehe auch die belibeten Kung-Fu, Action und SiFi Filme…, Last Samurai…) Die klassische Heldenreise. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Über-Vater, einerseits die Loslösung , das MAN(N)-SELBST-SEIN und zum anderen die Zugehörigkeit zu der lange Reihe der ehrwürdigen Ahnen und der männlichen Gemeinschaft. Ein Kampf der jedem bevorsteht, der den Weg zu sich selbst und zum authentischen „Mannsein“ gehen will. Der ist hart, lang und nie zu Ende…

Männer und „DER“ Job

Gute Bildung ist wichtig wird überall propagiert, doch gemeint ist damit Abi und Studium. Ist ein Handwerk schlecht? Wo sind die neuen Zimmermänner, Schmiede, Tischler, Bäcker, Landwirte, Maurer, Köche… sie sterben aus. Jungs wollen Youtubestar (z.B. mit LetsPlays oder Unboxing Nerf-Vids) oder „Spieleprogrammierer“ (Gamedesinger) oder Tester oder E-Sportler werden (zu dt.: in Computerspielen Aufgaben gegen Geld lösen z.B. in Fortnite → Hauptgewinn 40 Mio $, hab ich mir sagen lassen – boah eh).

Männer in „Frauen“jobs

Wo ist die Normalität der männlichen Krankenschwester und des Sekretärs der Kaffee für das Stand-Up der Chefin mit ihren weiblichen Führungskräften kocht. Wo ist der Erzieher im Kindergarten und der Grundschullehrer, der (nicht-schwule) Frisör, Barbier oder Schneider oder Kosmetiker… scheiß fucking Vorurteile. Wo kommen die her und wer hat ein Interesse dran sie zu pflegen…?

Der „klassische“ (???) Mann

Ich denke viele Frauen suchen den klassischen Mann (Wieder ein Rollenbild?). Doch der wird nicht mehr gebraucht (hergestellt), und auch nicht mehr, von seinem Vater/der männlichen Gemeinschaft – wie es in den Stämmen üblich war, ausgebildet. Feuer machen, Jagen, Kämpfen, Beschützen…

Warum passierten und passieren leider immer noch solche Sachen wie in Köln? Weil Männer nicht mehr kämpfen können. Es nicht gelernt haben. Gekämpft haben unsere Großväter im Krieg. Krieg = Kämpfen = Böse. Kämpen ist nicht politisch korrekt, deswegen gibt es auch keine „wehr-pflicht“ mehr. Versteht mich nicht falsch. Gewalt ist niemals ein Mittel um Konflikte zu lösen (ich bin selber Fachkraft/Trainer für Gewaltprävention und Selbstverteidigung). Doch wenn jemand mich oder die Menschen die ich liebe angreift, dann werde ich kämpfen, wie ein Löwe. Ob ich dabei draufgehe oder nicht (eher nicht, denn Menschen die sich wehren kommen in 9 von 10 Fällen aus der Gewaltsituation heraus!).

Männer und „der Sex“

Und was ist mit Sex? Männer = Sex. Männer denken doch nur an das Eine und können immer. Nee, eben nich. Auch Männer haben Gefühle und brauchen ein Vorspiel. Und immer können sie auch nicht. Und die meisten wollen auch nicht immer (und angeblich wären nur die Frauen die Sexobjekte).Vielleicht einmal in der Woche, oder zweimal. Das ist der Durchschnitt und Studien besagen, dass die glücklichsten Paare im Schnitt 1 x in der Woche Sex miteinander haben. Wir sind keine Hochleistungsrennmaschinen. Wir möchten auch begehrt werden und auch mal genommen und durchgefickt werden. Gegen einen Quiki auf der Küchenzeile oder einen liebevollen Handjob nach einem anstrengenden Tag – mal zwischendurch – ist nichts einzuwenden…

Warum gehen Männer fremd? Vielleicht auch wegen der hohen Erwartungen im Bett. Leistung bringen! Vorspiel, Mittelspiel, Nachspiel… Männer müssen es bringen. Vielleicht wollen wir manchmal einfach nur Sex mit dem Menschen den wir lieben… ohne etwas zu müssen, ohne Erwartung, ohne Leistung. Sicher kennt ihr die Karte „Wer ficken will, muss freundlich sein“ – aber Männer können sich doch selber einen von der Palme wedeln… klar. Doch auf die Dauer (ich sage nur Rückenmarkschwund – haha, nee war‘n Scherz): langweilig wie ein Sturzbier.

Männer und der Suizid

„Männer handeln impulsiver, ihr Entschluss zu sterben ist stärker und endgültiger und Ihre Methoden sind gewalttätiger.“

(Die Welt)

Wenn Du selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leidest oder jemanden kennst, der daran leidet, bitte lass Dir bei der Telefonseelsorge helfen. Ich habe dort in schwierigen Zeiten mehrfach angerufen und gute Erfahrungen gemacht. Kompetente Seelsorger. Danke!

Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222

Die Rate der vollendeten Selbsttötung bei Männern ist 3 mal so hoch !!! (in Russland 5 mal) wie bei Frauen. in Deutschland waren es 2012 insgesamt 7.300 Männer die ihr Leben selbst beendeten (Frauen 2.600 – jeder Suizid ist einer zu viel!). Häufigster Grund: Trennung von der Frau. „Die Ehe schützt einen Mann vor dem Suizid, eine Frau treibt die Ehe erst dorthin“ eine traurige, doch statistisch untermauerte Wahrheit…

Etwa ¾ der Männer sind älter als 45. Auch mit dem Eintritt in die Rente, für viele der Verlust sinnvoller/sinnstiftender Tätigkeit, oder der Feststellung einer chronischen Krankheit im Alter steigt die Suizidrate unter Männern nochmals drastisch an. Oft sind unbehandelte Depressionen einer der Gründe, welche bei Frauen besser erkannt und eher behandelt werden. Auch Alkohol spielt in diesem Zusammenhang eine nicht zu unterschätzende Rolle. Letztes Glied in dieser tragischen Triade: eine geringe oder nicht vorhandene Selbstliebe bzw. eine sehr starke gegen sich selbst gerichtete Aggression. Da sind wir gleich beim nächsten Punkt:

Männer und Aggressionen

Aggressionen waren ein normaler und wichtiger Bestandteil des Über-Lebens der Menschheit. Die Natur (Gott/die Evolution) hat dafür gesorgt, dass Männer davon etwas mehr abbekommen sollten und sie mit einem höheren Testosteronwert ausgestattet. Nun sind in unser heutigen aufgeklärten Welt offene Aggressionen (Krieg) nicht schicklich. Männer sollen nett sein, doch beim Ringen um den Arbeitsplatz oder die holde Weiblichkeit wird nun schon wieder ein gewisses Maß an „Kampfgeist“ erwartet.

Bist du aggressionsghemmt? Männlicher werden

Männer machen Konflikte mit Anderen häufiger mit sich selbst aus. Da die aufschäumende Wut und die Aggressionen nicht gegen andere gerichtet werden sollen – weil man(n) ja nett ist – richtet Männer diese gegen sich selbst. Boxsack oder Wand verprügeln, Laufen und Liegestütze bis zum Umfallen, im Wald oder beim Autofahren Rumschreien bis der Hals brennt – körperliche Schmerzen helfen beim Runterkommen… Bei Männern auf gleicher oder untergeordneter Ebene kann man sich ja wenigstens mal anbrüllen, und dann is alles wieder gut. Aber was ist bei Problemen mit Kolleginnen, Kindern oder dem Chef/der Chefin, oder Bank, dem Finanzamt….

Fazit

Die Erwartungen an Männer haben sich geändert. Die alten Rollen passen nicht mehr, werden jedoch zumindest partiell immer wieder gewünscht (Ende: totale Verwirrung). Neue Rollen sind noch nicht ausreichend/abschließend definiert.

WAS, VERDAMMTE SCHEISSE NOCHMAL, SOLL DER MANN VON HEUTE NUN TUN ODER SEIN?

Die Männer haben sich auch geändert. Wollen Jobs die nicht nur Kohle bringen, sondern Befriedigung. Nicht mehr nur Versorger sein, was auch zum Glück nicht mehr die Hauptrolle spielt, da Frauen nun wirtschaftlich unabhängiger sind, jedoch leider immer noch ungleich weniger verdienen als Männer. Kümmern sich um Kinder, werden echte Väter (und werden, gerade auch von Frauen, dafür schräg angesehen – „Kann dass denn Ihre Frau nicht machen?“) sollen: Partner, Gefühlvoll und mit Ihren Frauen über Gefühle reden, selbstreflektiert, jedoch auch männlich, stark/muskulös/sportlich, handwerklich usw. sein… Ob dass die neue Bartmode dazu jetzt was beiträgt, na ich weis auch nicht.

Und wo finden Männer da Verbündete/Hilfe, beim Psychologen, in ihren Selbsthilfegruppen (Fußball-/Schützen-/Feuerwehrverein), im Internet? Meist nicht. Also immer noch keine Lösung in Sicht. Und die ganze Gender-Debatte hilft auf der Suche nach „Echter Männlichkeit“ auch nicht wirklich weiter…

Ich weiß der Artikel ist nicht vollständig, es fehlt z.B. noch „Männer und das Geld“, „Männer und Gewalt“ – bzw. „Männer als Täter“ und „Männer und Alkohol“… oder die Frage: Warum gibt es nur männliche Sekten-Gurus? …

Become a man
31.05.2019 – Henryk Hauptmann

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