Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren von Henryk
Recht-haben-wollen ist aus meiner Sicht: das um jeden Preis verstanden werden wollen. Nicht nur die eigene Meinung kundzutun, sondern auch von dem Anderen dafür Anerkennung zu erhalten, in der Auffassung bestätigt werden. Genau genommen geht es meist darum, als Person anerkannt zu werden. Nicht nur Recht haben, sondern auch Recht zu bekommen. Wir wollen die Zustimmung, dass unsere Sicht auf die Dinge, die Richtige ist.
Ich glaube, Recht-haben-wollen hat etwas mit einem schwachen Selbstbewusstsein zu tun. Recht haben, hat für mich immer was mit ungefragter Meinungsäußerung, belehrt werden zu tun.
Es gibt dabei immer ein Gefälle. Der sich im Recht Wähnende, meint oft über dem anderen zu stehen oder schlauer zu sein. Wie, wenn ein Elternteil sein Kind belehrt. Es hat etwas Lehrerhaftes an sich. Meistens hat man sich unbewusst ein Vorurteil gebildet. Man hält das Gegenüber für geistig nicht so ganz auf der Höhe wie man selbst. Beim Recht-haben-wollen ist mir der andere bzw. seine Meinung egal. Oft oder erwarte ich gar keine Antwort.
Manchmal kommen dann so Sätze:
- Eigentlich ist bekannt…
- Das solltest du eigentlich wissen…
- Das weiß doch jedes Kind …
Die Steigerung wäre dann:
- Sag mal, wie dumm bist du eigentlich …
- Oder was hast du dir denn dabei gedacht …
- Spinnst du …
- Ich habe dir doch gleich gesagt …
- Siehst du sogar der Erwin / die Experten / in dem Buch / das Internet, sagt, dass es so richtig ist.
Wenn ich recht habe, bin ich richtig!
Quelle: https://www.grundl-institut.de/blog/recht-haben-wollen/
Beide Wörter entspringen der gleichen Wurzel! Beim „Recht-haben-wollen“ werden (unsere) tiefen inneren Ansichten von der Welt berührt, die sich darin zeigen, wie mein Gegenüber denkt, fühlt und handelt (ich werde von dem anderen getriggert). Tiefe innere Vorstellungen, die stark mit Emotionen verknüpft sind. Uns interessiert dann nicht, was wir vom anderen vielleicht lernen konnten. Wir fragen nicht: „Was ergibt jetzt gerade am meisten Sinn?“ Uns interessiert, was an unserer Sicht der Dinge besser ist.
Wie kannst du aus diesem Spiel aussteigen?
Dich nicht auf diesen „Wettbewerb“ einzulassen, nachgeben. Das hat nichts mit Schwäche zu tun. Funktioniert nur, wenn du selbst gelassen bleiben kannst.
Jemandem etwas zu erklären bzw. Verstanden-werden-wollen hingegen, benötigt die Nachfrage, Einladung oder Zustimmung des Gegenübers zum Gespräch. Beziehungsweise sogar die explizite Bitte, etwas erklärt zu bekommen. Der andere will etwas von dir. Es braucht beide. Ich kann nicht einfach ankommen und sagen: „Eh hör mal zu, ich erkläre dir jetzt mal was!“
Wichtig bleibt die Ich-Perspektive. Wie es dir dabei geht, was du denkst und fühlst. Wenn du darin keine Erfahrung hast, ist es ungewohnt. Doch du kannst diese Art der Satzformulierung mit der Zeit lernen und ganz bei dir selbst bleiben, ohne anzugreifen. Das ist die Grundlage dafür, dass der andere überhaupt willig zuhört. Keiner mag es, gemaßregelt oder bevormundet zu werden.