Frauentag. Schon wieder :)

Frauentag. Schon wieder :)

Lesezeit ca.: 3 Minuten

Zuletzt aktualisiert vor 1 Monat von Henryk

Es ist Freitagmorgen, halb sechs. Ich koche zwei Tassen Kaffee, für mich und für meine Tochter. Wir sitzen zusammen auf dem Sofa, kuscheln kurz und genießen, bevor sie ins Auto springt und in die Kantine fährt. Dort macht sie für 9.000 Mitarbeiter Frühstück – hauptsächlich Berge von Fleisch, für die vielen Männer, die in der Fabrik arbeiten. Sie sagt: „Papa, heute ist 8. März, Frauentag.“ Ich denk: „Mist vergessen“ und überlege, wo ich jetzt noch Blumen herbekomme…

Damit sind wir schon bei dem eigentlichen Dilemma. Brauchen wir (Männer) Feiertage, um uns daran zu erinnern, was wichtig ist? Brauchen wir den 8. März, um den Frauen in unserem Umfeld unsere Wertschätzung zu zeigen?

Scheinbar ja. Noch.

Blumen, eine kleine Süßigkeit oder eine extra Massage für die Liebste heute Abend zu Hause – das Alles sind schöne Ideen, über die sich viele Frauen freuen, denn sie kommen von Herzen. Auch in unserem Hause haben einige Männer daran gedacht und Ihre Kolleginnen beschenkt.

Trotzdem beseitigt dies nicht die strukturelle Benachteiligung, die Frauen allgemein erfahren. Erst in dieser Woche habe ich einen Podcast über Frauen in der Wissenschaft gehört. Es wurde darüber gesprochen, wie schwierig es für eine Frau ist, eine Professur zu erlangen. Und dies dann noch mit Kindern und Familie zu vereinen. Die „gläserne Decke“, welche Frauen daran hindert in die höchsten Ämter aufzusteigen, existiert nach wie vor.

In Deutschland sehen diese Ungleichheiten so aus:

Frauen leisten immer noch den größten Teil der unbezahlten Sorgearbeit an Kindern und Eltern (Carearbeit, wöchentlich im Durchschnitt: 21 h bei Männern gegenüber 30 h bei Frauen). Ehegattensplitting fördert dies sogar noch. Frauen verdienen durchschnittlich ein Fünftel weniger als Männer (Gender-Pay-Gap). Daraus resultiert, dass Frauen im Alter ca. 60% weniger Rente bekommen (Pension-Pay-Gap; 1992 noch bei 70%). Zudem werden Frauen überdurchschnittlich häufig Opfer häuslicher Gewalt durch den (Ex) Partner (es gibt etwa einen Tötungsversuch täglich und jeden dritten Tag gelingt dieser).

Wie sich als Mann in dieser verzwickten Situation politisch korrekt verhalten? Eine schwierige Aufgabe. Mir fällt spontan folgendes ein: Was schon viel bewirken kann ist: im Alltag neben den vielen kleinen Wertschätzungen im beruflichen und privaten Umfeld die Augen offen zu haben und aufmerksam unterwegs zu sein. 

Älteren einen Platz anbieten. Menschen mit Einschränkungen fragen, ob sie Hilfe möchten. Anderen in Not – meist Frauen – z.B. durch Belästigung, Mobbing, Angriffe … zur Seite stehen. Das funktioniert auch, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, z.B. indem wir die Polizei rufen.

Ein guter Anfang ist ebenso, beim feuchtfröhlichen Umtrunk mit den Kumpels statt sexistischer Sprüche „Lobeshymnen“ auf unsere Frauen anstimmen. Oder die Frauen in deinem Umfeld (Mütter, Töchter, Ehefrauen) auf ihrem Weg in Selbstwirksamkeit noch mehr zu unterstützen. Damit sie den Mut finden, ihre Träume zu weben und ihr eigenes Leben zu gestalten.

Allen Frauen und Männern einen schönen 8. März.

Bild-Zeitung heute:

Beitragsbild: Bild von Olga Oginskaya auf Pixabay

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