Finde das Leben – ganz nah am Tod

Finde das Leben – ganz nah am Tod

Lesezeit ca.: 4 Minuten

In einer Welt, die uns täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, liegt die Antwort auf die größten Fragen oft in den extremsten Momenten unseres Daseins verborgen. Die Bewältigung dieser lebensbedrohlichen Situationen – wenn wir unsere Sterblichkeit bewusst erleben – enthüllt den wahren Kern unseres Menschseins.

Leben und Tod – ein schmaler Grat

Weil auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod das Leben intensiv erfahren wird, sind Extremsportarten so beliebt. Fallschirmspringen, Bungee-Jumping, Downhill Racing, Freeclimbing, Freediving/Apnoe Diving …

Was bewegt einen Profisportler free-solo, also ohne Sicherung zu klettern? Sich in eine Situation zu begeben, in der jede Ablenkung, jeder kleine Fehler den sicheren Tod bedeuten kann? Das was er tut erfordert volle Konzentration, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Kein Platz in den Gedanken für unbezahlte Rechnungen, die längst überfällige Steuererklärung oder Sexphantasien mit der schönen Unbekannten, die er gestern im Café gesehen hat.

Oder die Kriegsberichterstatterin, die immer wieder zurück an die Front muss, weil sie nur dort, in der Allgegenwart des Todes, ihr Lebendigsein spürt.

Hast du schon mal eine Situation erlebt, in der es einen Beinahe-Unfall gab? Dein ganzer Körper vibriert, das Herz pumpt, du spürst das Adrenalin … Du fühlst dich lebendig. Warst du schon mal verliebt 😍 ? Oder erinnere dich an deinen ersten Kuss …

Lebendig im „ALL“tag

Wie erreichst du im Alltag ohne diese ganzen „Hilfsmittel“ diesen Zustand des Lebendig-Seins? Vielleicht kannst du es schon nicht mehr hören, es ist Achtsamkeit. Dich darauf fokussieren, im Moment zu sein. Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, weder Schuldgefühle und Bedauern noch Hoffnungen oder Ängste. Fokussiert konzentriert bei dem sein, was du tust, was du bist. Bei der Tasse Kaffee, die du trinkst, beim Gehen, beim Sitzen in der Sonne, beim Atmen. Frei sein von dem Diktat der Zeit, frei von Müssen und wollen, ganz und gar versunken – im Flow.

Im Sturm des Lebens

„Die Aufgabe des Menschen ist es, sich den Stürmen des Lebens, existenziellen Extremsituationen auszusetzen. Nur wer sich dem Sturm aussetzt, kann lernen, wie man segelt.“

Viktor E. Frankel 1905-1997

Das obige Zitat hatte ich mal im Status und bekam darauf hin folgende Frage:

Willst du hier die Menschen schocken oder meinst du dieses ernst? 🙈🥹

Vielleicht ein bisschen, mir gefiel das Zitat, weil es mein eigenes Erleben gut wiedergibt. Das mit dem Jenseits darf ja jeder sehen, wie er möchte.
Doch das ist nicht das Thema. Es geht um die Konfrontation mit unserer Endlichkeit.

Der einzige Ort, an dem wir wirken können, an dem wir etwas be-wirken können, ist hier und jetzt. Hier haben wir die Möglichkeit den Anderen einen Himmel zu bereiten oder aber sie zur Hölle zu schicken.

Denn im Tode gedenkt man deiner nicht; wer wird dir bei den Toten danken?

Die Bibel – Psalm 6,6

Ich selbst bin überzeugt, dass es nach dem Tod irgendwas geben wird. Doch genauso bin ich der Meinung, dass alle Stellen, an denen davon gesprochen wird, sich zu bekehren und den Himmel zu erleben und ewiges Leben zu erben, dass dort vom Hier und Jetzt gesprochen wird. Von unserem Leben auf der Erde. Nicht von einer zukünftigen Welt, in der alles super-duper ist. Dort sind all die Bemühungen und Entscheidungen, das richtige und das Gute zu tun, nicht mehr notwendig.

Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.

Die Bibel – Offbarung 21,3-4

Es geht um die Auseinandersetzung mit unserem eigenen Tod, mit unserem Sterben. Ob wir bereit sind, die volle Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und das, was Gott uns in Jesus geschenkt hat, die absolute Freiheit, tatsächlich zu leben. Dies ist das Geschenk bzw. Angebot Gottes, im Baum der Erkenntnis. Viele Menschen fürchten die absolute Freiheit. Weil dies gleichermaßen bedeutet, sich völlig frei, aus freiem Willen sogar dagegen zu entscheiden. Das macht Angst und deshalb bleiben wir lieber in unseren alten Mustern. Diese geben uns Sicherheit. Erst diese völlige Freiheit, sich für das Schlimmste und finsterste Böse oder aber für das unglaublichste und göttlichste Gute einzusetzen, macht uns zu Menschen. Eben freier Wille.

Laut Viktor Frankl* geben uns erst die schweren Erfahrungen eine Möglichkeit, uns als Mensch zu erweisen und das Beste aus uns herauszuholen.

Viktor Frankl (öster. Neurologe und Psychiater) schuf die Logotherapie und ein dazugehöriges Konzept des menschlichen Daseins, das er „Existenzanalyse“ nannte. Die Logotherapie beruht auf Frankls Überzeugung, dass der Mensch nach einem Sinn im Leben strebt und dass er krank wird, wenn er keinen Sinn in seinem Leben sieht.

Im Dezember 1941 heiratete er Mathilde Grosser. 1942 erwarteten sie ein gemeinsames Kind, das sie unter Zwang abtreiben mussten. Als Juden wurden er, seine Frau und seine Eltern am 25. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sein Vater starb dort 1943, seine Mutter wurde in der Gaskammer von Auschwitz ermordet, ebenso sein Bruder Walter, seine Frau starb im KZ Bergen-Belsen. Am 19. Oktober 1944 wurde er von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, einige Tage später in das KZ-Außenlager Kaufering und am 5. März 1945 in das KZ-Außenlager Türkheim, ein Außenlager des KZ Dachau. Am 27. April 1945 wurde er in Türkheim von der US-Armee befreit.

Seine Eindrücke und Erfahrungen in den Konzentrationslagern verarbeitete er in dem Buch … trotzdem Ja zum Leben sagen, das 1946 erschien. Schon kurz nach Ende des Krieges vertrat er die Ansicht, dass vor allem Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus den Katastrophen des Weltkrieges und der Schoah weisen könne und es insbesondere keine kollektive Schuld geben könne.

Beitragsbild Quelle: Bild von Port Sundries auf Pixabay

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