Ein gesundes neues Jahr … 2024

Ein gesundes neues Jahr … 2024

Lesezeit ca.: 5 Minuten

Zuletzt aktualisiert vor 3 Monaten von Henryk

Das neue Jahr liegt wie ein leeres weißes Blatt vor mir. Ich überlege mir meine Ziele – guten Vorsätze. Normalerweise. Stattdessen habe ich die ersten drei Stunden dieses schönen neuen Jahres habe ich mit meiner Freundin in der Notaufnahme verbracht.

Beitragsbild: by Mohamed Hassan from Pixabay

Dankbarkeit

Ein gesundes neues Jahr … So oder ähnlich lauteten viele liebe Wünsche, die persönlich oder auch per WhatsApp eintrudeln. Was wünsche ich mir für das neue Jahr? Welche Vorsätze wollte ich fassen? Plötzlich sind diese und das, was ich mir fürs neue Jahr vornehmen wollte, gar nicht mehr so groß, nur noch ganz einfach. Ich bin froh, dass meine Freundin noch sieht und hört. Und ich auch.

Wir sehen uns das schöne Feuerwerk vor der Kulturfabrik an. Bevor wir auf der Party gemeinsam mit Sekt aufs Neue anstoßen, fliegt ein roter Feuerball direkt auf uns zu und explodiert im Gesicht meiner Freundin. Ich halte mir vor Schreck und Verwirrung die Ohren zu. Später berichtet sie, dass sie in dem Augenblick dachte, ihr fehle das halbe Gesicht. Mein Sohn holt das Auto, damit ich sie zur Notaufnahme fahren kann. Mein Schwager telefoniert mit dem Krankenhaus. Erneut geht in der Nähe ein gewaltiger Böller los. Es durchzuckt und beide, in Erinnerung an das gerade Erlebte. Ein paar Minuten später heult die Sirene und die Feuerwehr fährt an uns vorbei. In der Luft kreist der Rettungshubschrauber mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer. Was mag da passiert sein?*

Die Fahrt ins Krankenhaus – mit Hindernissen. Menschen auf den Straßen. Wieder ein Böller, er explodiert vor unserem Auto, ich bremse erschrocken. Berge von Müll – der oft unbewacht brennt – müssen umfahren werden. Gesperrte Straßen. Eine Schwester empfängt uns freundliche in der Notaufnahme. Pritschen im Gang. Darauf liegen Menschen. Junge und Alte, mit Sturzverletzungen, Prellungen, ein Mann mit verbundener Hand, meine Freundin mit Eisbeutel im Gesicht … Die Behandlungsräume sind fast alle voll belegt. Einfühlsam werden wir versorgt. Es ist 2 Uhr morgens. Die Schwester telefoniert mit dem Bereitschaftsarzt. Eine halbe Stunde später ist er in der Klinik und untersucht meine Freundin eingehend. Dafür sind wir beide sehr dankbar.

*) Ein junger Mann hatte sich den Daumen weggesprengt.

Wie hätten meine Vorsätze fürs neue Jahr ausgesehen?

Feuerwerk zum neuen Jahr


– Abnehmen
– Mehr Sport treiben und mehr bewegen
– Gesünder und weniger essen
– Mehr Struktur im Alltag
– Weniger Müll produzieren

Feuerwerk zum Jahreswechsel – Image by Christel SAGNIEZ from Pixabay

Was machen solche Erlebnisse mit mir? Sie holen mich mit einem „Schlag“ (im wahrsten Sinne des Wortes) in den Moment, in die Gegenwart. Alles andere ist plötzlich unwichtig. Wohin wir in den Urlaub fahren, ob das Auto ein Kratzer hat, und ob ich bei Ebay die neuen Schuhe ersteigern konnte … Ob mich der Kollege nun endlich vernünftig grüßt oder ob ich meine Statistik rechtzeitig erfüllt hab.

Was ist mir wichtig?

Plötzlich ist es mir wichtig, dass ich meiner Freundin am Morgen in die Augen sehen kann und sie mich hört, wenn ich hier einen guten Morgen wünsche. Dass wir miteinander lachen können und gemeinsam unseren Morgenkaffee genießen. Dass ich die Vögel hören kann, wenn sie sich frühmorgens am Futterhaus streiten oder den Tag mit einem schönen Lied begrüßen …

Immer Tag eins – always day one*

Ich liebe dieses Gefühl von Neujahr. Neu anfangen können, das alte bewusst hinter sich lassen und abschließen. Brauchst du dazu Neujahr?

Es markiert den Startpunkt im Zyklus der Natur. Wachsen, blühen, reifen, ernten, vergehen. Wir Menschen brauchen solche Tage, Riten, Meilensteine im ALL-Tag. Neujahr, Ostern, Jugendweihe, Abitur, Geburtstage und auch Beerdigungen. Diese Stufen helfen mir bei der Bewusstwerdung. Des Alterns, meiner Bedürfnisse, der Endlichkeit und auch Endgültigkeit meines Lebens und meiner Handlungen.

*) Dies ist das Motto von Jeff Bezos, in seinem weltbeherrschenden All-in-one-Shop. Keiner kommt an Amazon vorbei. Onlinebuchhändler in 1994. Innerhalb von sechs Jahren zum Allesverkäufer. Tag zwei ist nach seinen Worten: „Stillstand, gefolgt von Bedeutungslosigkeit, gefolgt von quälendem, schmerzlichen Niedergang, gefolgt vom Tod“.

Veit Lindau hat es in seinem „Kurs in Wundern“ etwas anders und durchaus ebenso eingängig formuliert:

„Ich weiß nicht, was es bedeutet.“

Veit Lindau – Coach

Was will ich? Was ist mir wichtig? Die Menschen an meiner Seite. Der bewusste Genuss meines Morgenkaffees. Der Sonnenaufgang von meinem Fenster. Freude, Lachen, Berührungen …

Was nehme ich mir für 2024 vor?

Ehrlicher zu sagen, was ich denke und fühle, was ich will. Weniger aufschieben, spontaner handeln. Es gibt nur Heute, es gibt nur diesen einen Tag. Mehr ist mir nicht geschenkt. Ganz bei dem sein, was ich tue. Genießen, fühlen, spüren. Auf der Silvesterfeier gestern habe ich mit meiner Freundin zusammen getanzt. Ich habe es genossen, mit welcher Freude und Anmut sie sich bewegt hat. Wir haben zusammen gelacht, gemeinsam am Buffet genascht … Kurz kam mir der Gedanke, ob das in einigen Jahren wohl noch so ist? Ich habe mich zurückgeholt in den Augenblick, sie angeschaut und durchgeatmet… Nein, das jetzt hier zählt … 

Jeder Kuss, jede Tasse Kaffee, jeden Sonnenstrahl, jeden Moment genießen und wahrnehmen. Als erstes auch als letztes Mal, zugleich.

Mein neues Motto

  • Lass es uns tun. Jetzt. Warum nicht?
  • Wenn das jetzt mein letzter Tag wäre, wäre das dann wichtig?
  • Führe ich das Leben, dass ich führen möchte?

Jeden Moment bewusst erleben. Freude, Schmerz, Sieg, Niederlage. Licht und Schatten, kein Urteilen, kein Bewerten, einfach sein. Was ist jetzt in diesem Moment meine Absicht? Welche Wahl treffe ich?

Bewusst Sein, achtsam Sein. Jetzt. Hier.

Allen ein gesundes neues Jahr. Euer Henryk 🙏

Stufen – von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Wäre ein „Böllerverbot“ sinnvoll?

Laut einer Umfrage sind 40 % der Deutschen zumindest für „Böllerverbotszonen“ und 39 % für ein generelles Böllerverbot. Nur 19 % sind gegen eine Abschaffung des Böllerns. Die sozialen Kosten sind aus meiner Sicht höher als der kurze Spaß:

  • jedes Jahr Tote und Verletze
  • viel Personal in den Notaufnahmen
  • vermehrte Gewalt mit Feuerwerk gegen Polizei und Rettungskräfte
  • unkontrolliert brennende Feuerwerksreste
  • Verschmutzung der Landschaft
  • Reinigungskosten durch die Stadtwerke
  • Luftverschmutzung (Feinstaubbelastung)
  • damit Probleme für Menschen mit Atemproblemen
  • Vertreibung von Vögeln von Ihren angestammten Plätzen
  • Belastung von Haus und Wildtieren
  • Retraumatisierung von Kriegsflüchtlingen

Die Liste ist lang und unvollständig. Vielleicht ist es an der Zeit, diese beliebte Tradition zu überdenken.

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